Beschreibung der Saala

BESCHREIBUNG DER SAALA VON DANIEL EBERHARD BARING

Einen der ältesten gedruckten Berichte über Oldendorf schrieb der hannoversche Bibliothekar Daniel Eberhard Baring (geb. 8.11.1690 – gest. 19.8.1753) in seinem Buch:

Descriptio Salæ principatus Calenbergici locorumque adiacentium
oder Beschreibung der Saala im Amt Lauenstein.

Baring war der Sohn des Pastors Henning Baring und dessen Frau Ilse Sofie. Ilse Sofie Baring war die Tochter des Wallensener Pastors Daniel Berckelmann. Barings Vater verstarb früh und die Mutter heiratete den Salzhemmendorfer Kaufmann Balthasar Jänecken.

Auszug aus dem Buch

Oldendorf

DEBaring Titel§ 126
Dieser Ort ist das grösseste Dorf im Amt Lauenstein, hat auch zur Herrschaft Homburg gehöret, und gegen Mittag den grossen Berg der Aßmund genannt, gegen Mitternacht den Berg Osterwald. Beyde Berge sind etwa eine halbe Stunde von dem Dorffe entlegen. Gegen Mittag fliesset der Saal-Fluß durch das Dorf, und scheidet Klein- und Groß-Oldendorf von einander. Gegen Mitternacht fliesset die Aue hinter dem Dorffe her.
§ 127
An dieser Aue nahe bey Oldendorf unter dem Oster-Walde hat ehemahls noch ein Dorf gelegen, Baalmissen genannt, gegen Ahrenfelde über, so einige auch Baalsen nennen, wovon der Weg der von Oldendorf nach dem Osterwalde gehet, noch heute heisset der Baalmisser Weg, und sind die Einwohner in vormahlingen Kriegs-Zeiten nach Oldendorf gezogen, welche noch an einer Seite des Orts alleine wohnen, und ihre Länderey daselbst haben. Es muß in diesem Dorffe Baalmissen auch eine Kirche gewesen seyn, weil noch bis diese Stunde eine Stätte daselbst heisset der Kirchhoff. Man giebet auch vor, dass unter den vier Glocken in der Oldendorffischen Kirche, eine von Baalmissen hergekommen sey, aber es ist nicht gewiß zu erweisen, weilen an selbiger Glocken nichts geschrieben stehet, dahr man in dieser Muhtmassung könnte bestärket werden. An dem Orte, wo Baalmissen belegen gewesen, fliesset der schon oben bey Hemmendorf erwehnte Bach, die Baal-Becke in die Aue.

§128
In Oldendorf lieget an dem Saal-Flusse eine schöne grosse Mühle, welche dem Besitzer eigenthümlich zugehöret. So fällt auch bey diesem Kirch-Dorffe noch ein kleiner Bach in die Saale, so von Ahrenfeld herab fliesset. Es entspringet derselbe über Ahrenfeld hinter einem aufgeworffenen Hügel, auf welchem in alten Zeiten die Bullerburg gestanden. Es ist glaubhaft, dass auf dieser Burg vordem die Herrn von Bock gewohnet haben; zumahl da diese Adeliche Familie, noch jetzo daselbst die Jagd, auch Sackfällige Früchte in den Zehenden von Ahrenfelde haben. Und zwar hat dieselbe in Ahrenfeld drey Meyer- und acht Koht-Höfe, wovon sie sich jährlich den Zinß und Dienst geniesset, auch vor dem Dorf den ganzen Kornund Fleisch-Zehnten, welches von der Grafschaft Spiegelberg zu Lehn getragen wird. Die Rudera der Bullerburg sind nachmahls zu dem Adelichen Guhte Heinsen mitgebrauchet und verbauet worden. Sonst ist die Engelbrechtische Familie mit denen Gühtern, die vor Zeiten denen von Bolzen gehöret, als mit fünf Hufen Landes und einer Schäfferey und zweyen Koth-Höfen zu Oldendorf belegen, in dem mehrerwehnten Lehn-Briefe von dem Herzoge Friderich Ulrich zu Braunschweig und Lüneburg beliehen worden.

§ 129
Die Kirche von Oldendorf betreffend, so heisst dieselbe St. Nicolaus-Kirche, und stehet St. Nicolaus unter der Canzel abgebildet.  Die Kirche ist alt, und sind noch unterschiedene Dinge darinne, sonderlich der Altar, so vom Pabstthum zeuget.DEBaring 001 Zu welcher Zeit aber diese Kirche erbauet, habe nirgends auffinden können. In dieser Kirchen sind ausser Groß- und Klein-Oldendorf noch jetzo eingepfarret. Die Einwohner zu Ahrenfeld, welches Dorf am Aßmund belegen, und etwan aus zwanzig Häusern bestehet; Die Länderey ist hieselbst schlecht, vermuhtlich daher weil die Sonne ihre Strahlen allhier nicht ausbreiten kan. Imgleichen das kleine Dorf der Quanthof genant, so aus sechs Höfen bestehet. Und seit anno 1642. ist die Benstorffische Pfarre mit der Oldendorffischen wieder vereiniget; beyde Oerter liegen nahe beysammen.

§ 130
Die Pfarre hieselbst wird eine Archidiaconat-Pfarre genant, und hat vor andern noch einige Privilegia. Anno 1530. ohngefehr hat zu Zeiten Herzog Erichs des Æltern, aus der Calenbergischen Linie, ein Archi-Diaconus zu Oldendorf gewohnet, Namens Curd Koch, welche ausser Oldendorf und Benstorf, auch Hemmendorf und Salzhemmendorf in seinem District gehabt, welche Oerter er durch Vicarios versehen lassen. Wie aber zwölf Jahr nachher, nemlich an. 1542. von der Herzogin Elisabeth zu Braunschweig und Lüneburg bey der Minderjährigkeit Herzog Erichs des Andern, wie schon bey Salzhemmendorf berühret, eine General Visitation ausgeschrieben, worinnen der berühmte Theologus Antonius Corvinus oder Corvenius, wie er sich selbst schreibet, præsidiret hat, da sind die beyden Vicariaten, Hemmendorf und Salzhemmendorf dem Herrn Archidiacono Curd Koch abgenommen, und zu zweyen sonderlichen Pfarren gemacht worden. Es sind also vor Zeiten bey dieser Pfarre viele Oerter eingepfarret gewesen, welches man auch aus einem beschwerlichen Kirchwege abnehmen kann, welcher von Oldendorf über den Aßmund und tho Salzhemmendorf durch das Holz über den Bockshorn nach Tueste und Wallensen gehet, so noch jetzo der Kirchweg genannt wird, und ist zur Gränz-Scheidung bey der Abtheilung des Holzes zwischen denen vom Salze und Hemmendorf gesetzet in der schon oben § 122 angeführten Urkunden vom Jahr 1497. worin es heisset: Unde schullen hebben de von Hemmendorpe den andern Parth upe ander Syth der Snede an, wenten an den Kerckwech. Man hält aus einer Tradition davor, dass dieser Kirchweg vornemlich daher den Name habe, weilen im Pabstthum die Einwohner von Eschershausen im Amt Wickensen, diese Weges nach Oldendorf zum Archidaconat sich bedienet, wann sie etwa zu einem Synodo oder sonst zur Kirche gehen wollen. Daß aber das Flecken Wallensen auch sol hieher gehöret haben, wird zwar wegen dieses Kirchweges von dem gemeinen Mann gesaget; Man findet aber hiervon sinst nicht die geringste Spur; Zudem nach Wallensen im 14ten Seculo selbst ein Archidiaconat verleget worden.  Von Salzhemmendorf und Hemmendorf aber ist gar kein Zweifel.DEBaring 002 Das letzere bezeuget Herrn Hinr Frickius, gewesener Pastor zum Salze in einer Handschrift, so bey der Oldendorffischen Pfarre aufbehalten wird: das erstere ist unter andern auch daher zu erweisen, weil der zeitige Pastor zu Oldendorf für dem Salze noch einen Zehnten hat, und muste der Prediger zu Salzhemmendorf selbst aus 19. Morgen den Zehnten an die Pfarre zu Oldendorf geben. Ehemahls hat der Archidiaconus zu Oldendorf nebst dem Zehnten auch ein Fuder rein Korn vom Salze jährlich einzunehmen gehabt. Allein aus einer geschriebenen Nachricht des Braunschweig-Lüneburgis. General-Superint. Ant. Corvenii erhellet, dass auf das Ersuchen des Predigers  zum Salze anno 1543. der den Zehnten nebst dem Fuder Korn bey die Salzhemmendorffer Pfarre gerne wieder haben wollen, ihm zwar das fuder Korn accordiret worden sey: der Zehnte aber sollte beständig bey der Oldendorffer Pfarre bleiben. Und an statt das Fuder Korns, welches der Archediaconus dem Prediger zum Salze sollte überlassen, ihm ein ander Fuder Korn aus dem Archidiaconat künftig gegeben werden sollte. Dieser Vertrag aber hat nicht lange gewähret, denn das Thum-Capitul zu Hildesheim hat nicht allein dem Archidiacono zu Oldendorf diese zuerkannte Fuder Korn, sondern auch das dem Prediger zum Salze übergelassene Fuder Korn, auch was andere Prediger als zu Wallensen, Duingen &c. an reinem Koren und Zehnten einzunehmen gehabt, eingezogen, und denen hiesigen Pfarren entzogen.

§ 131
Der zeitige Prediger zu Oldendorf ist auch mit der Fisch-Gerechtigkeit in dem ganzen Pfarr-Districte berechtigtet, so nahe vor Hemmendorf angehet, und Hinter dem Quanthofe aufhöret, weshalber der vorgemeldete Archidiaconus Curd Koch und seine Nachkommen hierüber besondere Privilegia erhalten. Und zeigen die alten Documenta, dass nicht nur in der Saale und Aue, sondern auch in allen Wassern des Pfarr-Districts solches geschehen, und heist es unter andern: dass sonst keiner in denen hiesigen Wassern zu fischen berechtiget sey, als Se. Hochfürstl. Gnaden von Braunschweig und die Pfarre zu Oldendorf &c. Und haben sich die Vorfahren und zeitigen Predigere in der Possession erhalten: Man hat bey der Pfarre auch die Tradition, dass Herzog Erich der ältere gemeldtem Curd Koch, Archidiacono, die Jagd-Gerechtigkeit verliehen habe. Die Pfarre zu Oldendorf hat sonst ein gutes Pfarr-Archiv gehabt, allein durch das räuberische Kriegs-Volk des Generals Tylli sind anno 1625. den 29. Sep die schriftlichen Nachrichten aus der Kirchen hinweg geraubet; daher von den älteren Zeiten dieser Pfarre wenig oder nichts zu documentiren übrig geblieben. Und so viel bey Gelegenheit der Sall-Beschreibung auch von diesem Orte, welche von hier ihren Zug nimmt auf.

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Die digitale Gesamtausgabe des Buches finden sie hier und hier

geschrieben von A. Heuer

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