Erika Hofmann erzählt Teil I

Erika Hofmann erinnert sich

'Die Geldwäsche'

Der Landwirt Böker, Klein Oldendorf Haus Hof Nr. 36, sorgte im Jahr 1964 für eine interessante Geschichte, die Erika Hofmann mit ihm erlebte.

Seine Ehefrau Erna, geb. Richmann, war damals schon verstorben und er lebte alleine auf dem Hof. Irgendwie war er gestolpert und zog sich einen Oberschenkelhalsbruch zu. Zu der damaligen Zeit war die Medizin noch nicht so weit um ein neues Hüftgelenk zu implantieren. So ein Oberschenkelhalsbruch war eine sehr langwierige Angelegenheit. Die Ärzte richteten zwar den Knochen fachgerecht, anwachsen mußte dieser aber von alleine. Das Ergebniss der Operation war dann wohl doch nicht so erfolgreich verlaufen, denn Herr Böker konnte sich danach nur noch mit zwei Gehhilfen mühsam fortbewegen. Wie schon erwähnt lebte er alleine und somit war er darauf angewiesen seine Einkäufe selbst zu erledigen.

SparDieses geschah dann folgender Maßen: Wenn er Milch benötigte hing er sich einen dicken Strick um den Hals und befestigte daran seine Milchkanne. Seine Hände brauchte er ja für die Fortbewegung mit den Krücken.

BkerUnser Milchgeschäft war zwar nicht all zu weit entfernt, für ihn war der Weg aber trotzdem recht mühsam. Ob er kein Zeitgefühl hatte oder warum auch immer, er kam erst im Geschäft an wenn es schon geschlossen war. Klingelte an der Haustür und wartete geduldig bis ihm die Tür geöffnet wurde. Trotz geschlossenem Laden bekam er seinen einen Liter Milch von mir in die Milchkanne gefüllt. Und dann gings ans Bezahlen. Durch seine Behinderung ging das alles nicht so schnell. Ich versuchte es ihm so einfach wie möglich zu machen und hielt  ihm die ausgestreckte Hand entgegen. 

 So nach und nach wanderten nun die Geldstücke in die ausgestreckte Hand. -  Es dauerte. -   Aber nicht nur das Geld kam in die Hand – nein es fiel auch noch bei jedem Geldstück ein Nasentropfen dazu. Es war schon eine eklige Sache, ich  hielt trotz allem ganz geduldig die Hand auf. Dann konnte ich es aber gar nicht abwarten, daß Herr Böker wieder das Geschäft verließ um schnellstens in die Küche zu eilen und die Hand und das Geld gründlich zu waschen. Damals kannte zwar noch keiner den Ausdruck, aber es fand also im warsten Sinne des Wortes: Eine Geldwäsche statt.

Noch etwas: Herr Böker hatte sein Schlafzimmer oben im Haus, konnte mit seiner Behinderung die Treppen nicht mehr steigen. So legte er sich einfach zum Schlafen unten auf das Sofa und deckte sich mit Zeitungen zu. Sicherlich nicht so richtig bequem!

Die Fuhre Mist

Der Misthaufen vom Landwirt Erwin Ritter vom Hof Nr. 30 (hier hatten Hofmanns ihr erstes Geschäft) war schon ganz schön angewachsen und es wurde Zeit den Mist auf den Acker zu bringen. Kräftig packte er zu und lud ein Fuder Mist auf den bereit gestellten Anhänger.

Der Trecker wurde vorgespannt und es ging auf's Feld. So, nun sollte das Fuder so schnell wie möglich wieder abgeladen werden, aber oh Schreck. Wo war denn die Mistgabel? Er hatte sie einfach zu Hause stehen lassen. Da stand er nun ratlos. Nochmals nach Hause fahren, nein -  das wollte er nun absolut nicht. Was tun? Nach kurzem Nachdenken schritt Erwin Ritter zur Tat.

Er lud das ganze Fuder Mist mit seinen bloßen Händen ab. - Ob der Acker es ihm mit einer guten Ernte gedankt hat?Trecker

Fortsetzung folgt ...

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