Oldendorfer Originale

Oldendorfer Originale Teil 1 -

Der Schrotthändler 'Atzi Thies'.

Jeder im Dorf kannte den Schrotthändler Fritz Thies, der an der Ecke Dorfstraße/Hagenstraße sein Grundstück besaß.

Gleich neben der Molkerei und der Familie Homann lebte er mit seiner Frau in einem kleinen Haus auf einem nicht allzu großen Grundstück.

EngelbrechtDer Schrotthändler Thies betrieb nicht nur Schrotthandel, sondern handelte auch mit Ferkel. Ehefrau Annemarie Thies fand hier trotz dem gelagerten Schrott noch Platz für eine 'Eisdiele'. Angefangen hatte alles mit dem Verkauf von Eis am Stiel. Dicht an der Grenze zu Homann stand eine Bretterbude (wie man damals sagte) mit zwei kleinen Räumen. In dem einen Raum standen zwei oder drei kleine Tische mit Stühlen zum Sitzen, im hinteren Raum wurde das Eis in einer Eismaschine hergestellt. Besonders bei den Kindern war das Eis heiß begehrt, denn hier bekam man für 10 Pfennig eine Kugel Eis in der Waffel.

'Atzi Thies', wie er von allen Leuten im Dorf genannt wurde, war immer zu lustigen Späßen aufgelegt. Hier zwei Begebenheiten:

 

Damals traf man sich noch zum ausgiebigen Klönen auf ein Bier in der Dorfkneipe bei 'Klump' (heute Dorfkrug Petzold). Auch 'Atzi Thies' erschien hier regelmäßig. Dieses Mal aber zum Erstaunen aller Gäste mit seinem Pferd am Halfter. Er marschierte mit dem Pferd direkt bis vor die Theke und bestellte sich seelenruhig ein Bier. Der Wirt schaute zwar ein wenig verdutzt, sagte aber nichts. Schenkte ihm ein Bier ein und stellte es auf die Theke. Während 'Atzi Thies' voll Genuss sein Bier trank bekam auch sein Pferd Durst. Warum sollte sich nur sein Herr an einem Getränk laben? Da war doch ein Becken mit Wasser. - Was wusste denn das Pferd wozu das Wasser diente. - Also soff das Pferd das gesamte Spülwasser aus dem Becken leer. 'Atzi Thies' schaute sich schadenfroh um. Als er sein Glas geleert hatte bezahlte er seine Zeche und machte sich bereit zu gehen. Das Pferd wollte auch nicht als Zechpreller dastehen und beglich das Spülwasser auf seine Weise. Es drehte sich um und schiss vor die Theke. Voller Schadenfreude verließen Herr und Pferd, unter großen Gelächter der Gäste, das gastliche Wirtshaus. -

Nicht nur für Späße war 'Atzi' immer aufgelegt – nein – auch für allerhand Wetten war er gut. Wieder saßen alle bei 'Klump' in der Kneipe. Es wurde getrunken, erzählt und gelacht. Die Stimmung war einfach gut. In vorgerückter Stunde verkündete 'Atzi': „Glaubt's oder glaubt's nicht. -  Wette, ich stecke meine nächste Zigarre mit einem Geldschein an.“ - Ungläubiges Staunen rings um. - "Das macht der doch nie. - Mit Geld seine Zigarre anstecken? - Nein!" Er ging noch weiter: “Ich nehme nicht nur einen kleinen Schein. Nein, wenn schon dann natürlich mit 50 Mark. Sonst macht die ganze Sache ja keinen Spaß.“ Die Spannung war groß in der Gaststätte. Mit 50 Mark eine Zigarre anzünden, nein das glaubte keiner. 50 Mark waren eine Menge Geld. - 'Atzi Thies' hatte seine Freude an dem Ganzen. Die Spannung wuchs immer mehr. Es wurde unter den Gästen gewettet ob er es denn wirklich machen würde. "Nein, bestimmt nicht. - Das erzählt er doch nur so zum Spaß". - 'Atzi' stecke sich seelenruhig seine Zigarre in den Mund, holte einen 50 DM Schein aus seiner Tasche, rollte diesen ein klein wenig zusammen, stecke diesen an und hielt den brennenden Schein an seine Zigarre. Genüsslich zog er an dieser. Da eine Zigarre sich nicht so schnell entzündet, dauerte es. - Schadenfroh blickte er dabei in die Runde. - Als die Zigarre brannte, war auch der Schein fast verbrannt. Er legte den Rest in den Aschenbecher und ließ ihn einfach zu Ende abbrennen. -

 

„Hipputt Heuer“ - Fritz Heuer (auch noch 'Puttas' genannt). Ein kleinerer Landwirt der in der Nähe der Kirche sein Haus und seinen Garten besaß.

Er wollte ein ganz Schlauer sein und gute Geschäfte machen.  Er war übrigens immer sehr viel  mit seinem Fahrrad unterwegs. An einem Tag stand Hannover auf seinem Plan.  Etliche Schlachtewürste wurden eingepackt und los ging es mit dem Fahrrad nach Hannover. Die Ernst-August Statue vor dem Bahnhof erschien ihm für sein Vorhaben richtig und sich als guter Verkaufsplatz zu eignen. So setzte er sich dort neben sein Fahrrad und bot seine Würste feil.

UlrichFritz

Ein Mann schaute auf den dort sitzenden Heuer, näherte sich ihm und fing an mit ihm zu verhandeln. Als Tauschgeschäft für die Würste bot er ihm schließlich eine Kiste mit Feuersteinen an.

"Mensch", dachte 'Hiputt', "das ist ja ein ganz tolles Geschäft"! -  Feuersteine waren damals eine Rarität, daher heiß begehrt.- "Damit kann ich ja in Oldendorf ganz große Geschäfte machen".-  Im guten Glauben das Geschäft seines Lebens gemacht zu haben, übergab er dem Mann die Würste und bekam als Gegenleistung die Kiste mit den Feuersteinen. - Zurück in Oldendorf gab es dann keine Schwierigkeiten  die Feuersteine für 5 Mark an den Mann zu bringen. Er wurde alle reißend los und freute sich über das gute Geschäft. - Aber was dann kam war eine große Pleite. - Ein Käufer nach dem anderen erschien wütend bei ihm und verlangte sein Geld zurück, da die Feuersteine nicht funktionierten. Schweren Herzens muße er das Geld wieder zurück geben und saß nun da mit seiner Kiste Feuersteine. Warum gingen die Feuersteine nicht?     -  

Der Mann aus Hannover war ein ganz Cleverer, denn er hatte 'Hipputt' klein abgesägte Fahrradspeichen verkauft.

Geschichten gibt es viele aus und über Oldendorfer. An diese und noch viele andere erinnert sich Fritz Weinbach Jahrgang 1935. In Hannover ausgebombt, kam er mit seiner Mutter und seinen zwei Geschwistern nach Oldendorf. Sie wohnten unter anderem auch bei der Familie Möhring (siehe unser Artikel Möhring unter Handel und Gewerbe). Später heiratete seine Mutter einen Oldendorfer Landwirt. Berufsmäßig ging Fritz Weinbach nach Schweden und blieb 'der Liebe wegen' dort. Er lebt noch heute mit Ehefrau und den Familien seiner drei Söhne in Schweden und liest sehr gerne die Oldendorfer Seite. Bei regelmäßigen Besuchen in Oldendorf dürfen Treffen mit seinem alten Schulfreund Ulrich Piehl nicht fehlen. Sowie die vielen Telefonate in denen man sich austauscht und in alten Erinnerungen schwelgen kann.

Fortsetzung folgt . . .

 

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